Stellungnahme der Freien Wählergemeinschaft zum
Haushaltsentwurf 2024 (vorgetragen von Frank Metzinger i. V. v.
Dieter Kohler)
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
werte Kolleginnen und Kollegen am Ratstisch,
verehrte Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wir, als FWG-Fraktion, sind bemüht bei unseren
Entscheidungen möglichst die Bedürfnisse aller Bürger*innen zu berücksichtigen.
So versuchen wir Anregungen, die in Bürgerbefragungen und Bürgerworkshops
genannt werden, aufzunehmen und falls für das Gemeinwohl zuträglich, auch in
naher Zukunft zu realisieren.
Auch das Jahr 2024 startet mit großen Herausforderungen wie
Extremwetterlagen und weltweiten Unruhen, Kriegen und Unsicherheiten, auf die
wir keinen Einfluss haben.
Aber wir, als freie parteilose Bürger*innen aus
Ottersweier, haben bei unserer ehrenamtlichen Tätigkeit als Gemeinderät*innen
die Chance, kommunal wieder vieles zum Wohle der Einwohner zu gestalten.
Dabei steht das Leitbild unserer Gemeinde über allen
Entscheidungen:
1.Wir entwickeln Ottersweier auf der Grundlage seiner
Eigenständigkeit unter Nutzung des vorhandenen Potentials als l(i)ebenswerte
Gemeinde weiter:
So
könnten die eingeplanten Kosten für die Sanierung des Gehwegs in der
Zellerstrasse endlich den Beginn der Straßensanierung durch das Land bedeuten.
Auch
2024 muss die Ortsdurchfahrt Hatzenweier noch auf finanziell realisierbare
bauliche Abschnitte warten. Dagegen ist das Landessanierungsprogramm in
Hatzenweier bereits jetzt schon ein voller Erfolg, die ersten Ergebnisse kann
man im Teilort sehen. Die Bürgerinformationsveranstaltung im vergangenen
September zeigte, wie groß das Interesse der Bürger*innen zu diesem Thema ist,
vielen Dank dafür. Zur Wohnraumgewinnung ist eine innerörtliche Nachverdichtung
unumgänglich, um eine Ausweisung von Baugebieten auf „grünen Wiesen“ und
landwirtschaftlichen Flächen zu reduzieren. Deshalb unterstützen wir die
Vergabe an ein Planungsbüro, das die Bebauungspläne „Tanzbühl, Hub und
Hatzenweier Schweineweide“ überarbeiten wird. Was wir hier vermissen, ist eine
Landesfördermaßnahme, um die Kommunen bei den Kosten für solche Maßnahmen zu
unterstützen.
2.Wir sind eine offene, familienfreundliche und soziale
Gemeinschaft.
Kleiner
Saal im Gemeindezentrum:
Hier
entsteht eine Räumlichkeit der „besonderen Art“. Der Raum wird so
umfunktioniert und renoviert, dass er zu In- und Outdoorzwecken mit Terrasse
genutzt werden kann. Zukünftig können vielfältige Veranstaltungen und
Aktivitäten, wie beispielsweise Trauungen, Tagungen, Vereinstreffen und
Gemeinderatssitzungen barrierefrei erreicht werden.
Kindergärten:
Die
gegenwärtige Situation der gemeindeeigenen Kindergärten zeigt, dass sich alle
drei Einrichtungen in einem top renovierten baulichen und ausstattungstechnisch
guten und modernem Zustand befinden, sowie den geforderten Platzbedarf
gegenwärtig und ebenso in planbarer Zukunft erfüllen.
Es konnte eine Naturkindergartengruppe
erfolgreich eingerichtet werden, die jeweiligen Kindergartenleitungen und
Mitarbeiter*innen sind engagiert und leisten gute Teamarbeit bei der Erfüllung
der gegebenen Anforderrungen.
Die Kommunikation mit der Elternschaft,
die ihrerseits proaktiv und offen mit den Leitungen zusammenarbeitet, ist
konstruktiv und erfreulich.
Auf Initiative der Eltern konnte ein
Werbevideo zur Gewinnung von Erzieher*innen für unsere Einrichtungen produziert
und veröffentlicht werden.
Dennoch ist leider festzustellen, dass
es im Kindergartenbetrieb zu Leistungseinschränkungen kam und derzeit immer
noch kommt. Der schwerwiegendste Einschnitt für die Kinder und ihre Eltern ist
hierbei das Kürzen von Betreuungszeiten.
Die Begründung für die Kürzungen wird
von den Verantwortlichen des kirchlichen Trägers und der beauftragten
Geschäftsführung mit dem bestehenden Personal- wie auch Fachkräftemangel auf
dem freien Arbeitsmarkt erklärt.
Diese Begründung ist einerseits
nachvollziehbar, andererseits aber auch kein Zustand der neu und überraschend
aufgetreten ist.
Damit kann eine Lösung über die Kürzung
der Betreuungszeiten und des Leistungsangebots der Einrichtungen keine
akzeptable Maßnahme sein.
Dieser Zustand erfordert sofortige wie
auch langfristige Konzepte und Maßnahmen!
Ein modernes wie proaktives
Personalmanagement und sofortige Aktivitäten des Recruitings sind hier
gefordert und leider überfällig.
Ein partnerschaftlicher Träger und
dessen operierende Geschäftsleitung müssen sich an ihren Ergebnissen messen
lassen.
Kann das geforderte und angestrebte
Ziel absehbar nicht erreicht und sichergestellt werden und mangelt es
möglicherweise an Konzeption, wie auch der Umsetzung; scheitern diese
möglicherweise, ist die Prüfung und eine Fortführung der Trägerschaft der Kindergärten
zu überdenken und ggf. alternativ zu besetzen.
Wir fordern die Trägerschaft der Kirche
und Ihre Geschäftsleitung zur zeitnahen Vorlage ihres Konzepts zur
Sicherstellung des geforderten Betriebs der Kindergärten und der Lösung im
Personalmanagement auf.
Wir fordern sofortige Maßnahmen und
bieten eine offene Kommunikation und Unterstützung.
Schule:
Beide
Schulen wurden inzwischen erfolgreich zu Naturparkschulen zertifiziert, wodurch
unsere Verbundenheit mit der Natur und Umwelt zum Ausdruck kommt.
Mit
einem stetigen Anstieg der Schülerzahlen platzen wir förmlich aus allen Nähten.
Durch den Rechtsanspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung für Kinder der
ersten Klassen ab dem Schuljahr 2026/2027 steigt ebenfalls der Raumbedarf. Ein
funktionaler und dem Bedarf entsprechender Anbau muss jetzt in die Planung
starten, damit Ottersweier für die anstehenden Veränderungen gut vorbereitet
ist.
Offene
Jugendarbeit:
Von
Angeboten der „Offenen Jugendarbeit“ profitiert unsere ganze Gemeinde. Sie
verfolgt das Ziel, die persönliche Entwicklung der Jugendlichen zu
unterstützen, soziale Fähigkeiten zu stärken und positive Verhaltensweise zu
fördern. Die FWG erhofft sich für 2024, dass bereits bestehenden Angebote, wie
der „Chill-out-Raum“ und der Bauwagen, dadurch wiederbelebt werden.
60+:
Das
Projekt „60 Plus“ hat sich nach nur kurzer Zeit zu einem nicht mehr
wegzudenkenden „Miteinander-Füreinander“ entwickelt. Das vereinsübergreifende,
flächendeckende und breit aufgestellte Spektrum an Angeboten kann jeder
Einwohner und jede Einwohnerin in Anspruch nehmen, sobald das 60. Lebensjahr
erreicht ist.
3.Wir wirtschaften in Einklang mit der Natur. (Klima- und
Umweltschutz)
Finanzen:
Wir
starten mit hervorragenden Zahlen aus 2023 in das „Planjahr 2024“: Mit einer
der höchsten Liquidität (von aktuell über 7 Mio. Euro) und einer sehr niedrigen
Verschuldung (von knapp über 1 Mio. Euro bis Ende dieses Jahres), was auch die
Pro–Kopf-Verschuldung auf 167 Euro sinken lässt.
Seit
Einführung der doppischen Haushaltsdarstellung ist es das erste Mal, dass ein
Defizit (von 95 Tausend Euro) als Saldo im ordentlichen Ergebnishaushaltes
stehen. Dabei tragen wir als FWG den geplanten Gewerbesteueransatz, der sehr
konservativ gerechnet ist, mit (im Vorjahr 3,5 Mio. €; 2024: 2,9 Mio €).
Unser
Dank und unsere Zustimmung gilt besonders den Erstellern des Haushaltsplans:
dem „Kern Team“. So konnte für das laufende Jahr auf eine weitere
Darlehensaufnahme verzichtet werden und trotzdem 2,5 Mio Euro für Baumaßnahmen
eingeplant werden.
Eigenbetrieb
Gemeindewerke:
Im
Bereich der Gemeindewerke haben Kanalsanierungen bzw. Unterhaltung unseres
Regen- und Schmutzwassersystems auch in diesem Jahr eine hohe Priorität. Ein
wichtiger Bereich unseres Gemeindewerks ist die Energiewende, die wir mit dem
Ausbau weiterer Freiflächen-PV–Anlagen vorantreiben werden. Wir als
FWG–Fraktion unterstützen alle geplanten Anlagen (auf dem Rathaus auch mit
schwarzen Modulen, die Anlage auf der geplanten Kalthalle beim Bauhof sowie die
große Erweiterung der PV–Anlage an der A5). Außerhalb unserer Gemeindewerke
aber, auf unserer Gemarkung Ottersweier, unterstützen wir die Planung von
Windkraftanlagen im Gebiet „Hatzenweier Wald“.
Hochwasserschutz
Der Bau des Hochwasserrückhaltebeckens im Aspich-Tal ist
die größte Investition für unsere Gemeinde in den nächsten Jahren. Wir hoffen,
dass mit dem baldigen Abschluss des Grunderwerbs, in naher Zukunft der Bau
beginnen kann. Viele Bürger*innen und Immobilien in Ottersweier werden durch
diese Maßnahme vor Überschwemmung und Überflutung von Kellern und Grundstücken
geschützt. So kann deren Wert erhalten bleiben und Flächen, die danach nicht
mehr überschwemmungsgefährdet sind, als Baugrundstücke erschlossen werden.
Als kleine aber effektive Maßnahme können sich
Regenwasserzisternen erweisen, wie sich inzwischen in verschiedenen anderen
Kommunen herausgestellt hat. Zur Bewässerung von Gärten in den immer trockener
werdenden Sommern, aber auch als zusätzlicher Schutz bei Starkregenereignissen
zur Entlastung des Kanalnetzes durch Aufnahme der anfallenden Wassermengen,
können Zisternen einen wertvollen Beitrag leisten. Wir könnten uns vorstellen,
dass die Kommune zukünftig solche Projekte von Bauherren und Bürgern*innen in
die Bebauungspläne integriert und durch Förderung unterstützt. Außerdem
begrüßen wir den Bau einer 30qm-Zisterne auf dem Bauhofgelände.
Ausbau
von Nahwärmenetzen:
Wir
hoffen auf eine hohe Beteiligung an der zweiten Bürgerinformationsveranstaltung
zum Thema „Dorfheizung in Unzhurst“ Ende Februar, bei dem das überarbeitete,
verbesserte Konzept den Anwohnern des Quartiers vorgestellt wird.
Im
Ausbau von kommunal betriebenen und preisstabilen Wärmenetzen sehen wir eine
große, kostengünstige Chance für die Bürger*innen den Ausstieg aus fossilen
Brennstoffen und ein Umsteigen auf eine klimafreundliche, Co2-neutrale
Wärmeversorgung zu schaffen. Auch auf die Planung des Quartierskonzept
Ottersweier Ortsmitte sind wir sehr gespannt. Die Zeit umzusteigen und sich an
das kommunale Wärmenetz anschließen zu lassen; war nie so günstig wie jetzt!
Wir rufen alle Anwohner*innen in den Quartieren auf, sich anschließen zu lassen
und die kostenlose Beratung der Energieagentur zu Gebäudesanierung und
Energiesparmaßnahmen in Anspruch zu nehmen. Die FWG-Fraktion steht zu 100%
hinter diesen Maßnahmen.
Erneuerbare Energien
Photovoltaikanlagen und Windkraftprojekte - auf dafür
geeigneten Flächen - werden von uns vollumfänglich unterstützt. Im Rahmen des
Baus von Windkraftanlagen fordern wir die Möglichkeit einer Gewinnbeteiligung
für die Einwohner der Kommune. Wir befinden uns auf einem guten Weg hin zu
immer mehr erneuerbaren Energien und gehen als Gemeinde mit gutem Beispiel
voran. Diesen Weg unterstützen die Freien Wähler in Ottersweier und Unzhurst
auf ganzer Linie.
Sanierung
alte Sporthalle:
Mit
der zugesagten Landesförderung (von 420 Teuro) kann endlich auch die
dreiteilige Sporthalle in Ottersweier stufenweise in mindestens zwei
Bauabschnitten saniert werden. Wir unterstützen den Antrag der Verwaltung auf
Bundesförderung, um eine Generalsanierung (von geplanten 5,5 Mio. Euro) in
einem Rutsch aufführen zu können.
Sonnenplatz
Für
unser Projekt Sonnenplatz sind weiter Planungskosten im Haushaltsplan gesetzt.
Wir warten jetzt auf die weitere Projektierung und Planungsschritte. Für uns
sind die Ergebnisse des Bürgerarbeitskreises neben der Wohnraumgewinnung eine
wichtige Entscheidungsgrundlage.
Nutzung von Ressourcen durch interkommunale
Zusammenarbeit
Wir stufen interkommunale Zusammenarbeit und Kooperation
mit unseren Nachbargemeinden im Norden und Süden als sehr wichtig ein: sei es
ein angestrebtes Tempolimit auf der A5 zur Reduzierung von Lärm, die
Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung, die Arbeit im Forst oder auch bei
Themen wie dem überfälligen Abbruch der Ruine Hundseck. Wir sind auf die
Zusammenarbeit mit unseren Nachbargemeinden angewiesen und sehen sie als
win-win-Situation für alle Beteiligten. Als FWG-Fraktion unterstützen und
fordern wir weiter die interkommunale Bündelung von Ressourcen und bedanken uns
für die -aus unserer Sicht - konstruktive Zusammenarbeit mit unseren
Nachbarkommunen, auch über Kreisgrenzen hinweg.
4.Wir sind uns unserer Vergangenheit und
Tradition bewusst und damit offen für die Zukunft.
Vereine
Vereine
und kulturelle Einrichtungen, getragen durch das große ehrenamtliche Engagement
vieler Bürger, spielen eine entscheidende Rolle für den Zusammenhalt in unserer
Gemeinde. Sie schaffen Begegnungsmöglichkeiten und bilden das Fundament für ein
attraktives Ottersweier, in dem alle Generationen sich heimisch fühlen können.
Mit vielen Baumaßnahmen schafft die Kommune dafür die Voraussetzungen (Bsp.
Sportstätten und Mehrzweckräume…).
Städtepartnerschaft
Unsere
langjährig gelebten Partnerschaften mit Westerlo und Krauschwitz betrachten wir
als wunderbare Chance der Begegnung von Menschen, um als Gesellschaft
zusammenzuwachsen, sich gegenseitig zu verstehen und friedlich in Europa
zusammenzuleben. Es ist für uns selbstverständlich, alle Begegnungen, wie
bisher auch, weiter zu unterstützen und zu begleiten.
Flüchtlinge
Die Aufnahme, Unterbringung und Integration von Geflüchteten aus Kriegs- und
Krisengebieten stellt die Gemeinde weiterhin vor große Herausforderungen. Unser
Dank und Respekt gelten allen, die privaten Wohnraum zur Verfügung stellen und
sich auch in Zukunft aktiv an der Integration beteiligen.
Unser Dank geht an alle Ratsmitglieder. Die Zusammenarbeit
lässt sich mit dem folgenden Zitat von John F. Kennedy zusammenfassen:
Wenn wir uns einig sind, gibt es
wenig, was wir nicht tun können. Wenn wir uns uneins sind, gibt es wenig, was
wir tun können
Natürlich dürfen wir uns auch bei Ihnen, Herr Bürgermeister
Pfetzer, mit dem gesamten Mitarbeiterteam der Verwaltung, aber auch Bauhof und
Forst für die jederzeit sachliche, vertrauensvolle und konstruktive
Zusammenarbeit bedanken.
Die FWG–Fraktion bedankt sich aber auch bei allen
Bürgerinnen und Bürgern, die sich durch ihre Ideen, Beiträge und ihren
ehrenamtlichen Einsatz zum Wohl unserer Gemeinde und unserer Gemeinschaft
engagieren, ob in Vereinen, Kirche oder anderen sozialen Einrichtungen.
Bedanken möchten wir uns schließlich bei allen
Mitbürgerinnen und Mitbürgern, aber auch bei Handel, Handwerk und allen
Industrie– und Gewerbebetrieben, für das uns entgegengebrachte Vertrauen.
Die FWG-Fraktion stimmt der vorgelegten Haushaltssatzung
geschlossen zu.